Dein Weg zu erfolgreichen Teams: Tipps aus dem Spitzensport

Im hektischen Joballtag von heute haben Teams, die sich flexibel anpassen, Konflikte konstruktiv lösen und sich gegenseitig vertrauen, die Nase vorne. Das gilt auf dem Fußballfeld genauso wie im Unternehmen.
Wir haben mit Peter Bosz, dem Cheftrainer des PSV Eindhoven, einer der erfolgreichsten niederländischen Fußballmannschaften, gesprochen. Gemeinsam mit ihm lüften wir das Geheimnis gelungener Teamarbeit:
- Finde heraus, was es braucht, um Teams erfolgreich zu entwickeln und zu leiten.
- Lerne die fünf Phasen erfolgreichen Teambuildings kennen.
- Erfahre, wie du Vertrauen, Resilienz und die Teamkultur stärken kannst.
- Hol dir eine praktische Checkliste für erfolgreiche Teamarbeit.
Was macht ein erfolgreiches Team aus?
Um zu erkennen, ob ein Team gut funktioniert oder nicht, müssen HR und L&D über die reinen Kennzahlen hinausblicken. Für erfolgreiche Teamarbeit braucht es neben Resilienz im Unternehmen auch psychologische Sicherheit im Team. Denn auf dieser Basis lassen sich Frust, Burnout und eine hohe Fluktuation vermeiden.
Dass sich die Mühe lohnt, belegen die Zahlen: Laut einer Studie schneiden Unternehmen mit engagierten Teams besser ab, und das nicht nur bei der Produktivität und der Mitarbeiterbindung. Sie sind auch um 23 % profitabler.
Kurz gesagt: Erfolgreiche Teamführung und gezielte Teamentwicklung sind essenziell für den Geschäftserfolg.
H2: Die 5 Phasen erfolgreicher Teamentwicklung
Eines der bekanntesten Modelle für Teamentwicklung stammt von Bruce Tuckman. Der US-amerikanische Psychologe beschreibt in dem nach ihm benannten Modell die folgenden fünf Phasen der erfolgreichen Teamentwicklung:
Phase 1: „Forming“ – sich finden
Das Team kommt zusammen, die Mitglieder orientieren sich und klären ihre Rollen. Vertrauen und Teamkultur stecken in den Kinderschuhen. In dieser ersten Phase ist eine gute Teamführung besonders wichtig: Erwartungen, Ziele und Aufgaben müssen von Anfang an klar sein.
Das bestätigt auch Cheftrainer Peter Bosz: „In meinem Job geht es meist sehr schnell. Daher muss alles möglichst optimal laufen, und zwar ab Tag eins. Abwarten ist nicht. Das heißt, ich muss von Anfang an klar kommunizieren, was ich erwarte, worauf wir hinarbeiten und wer wofür zuständig ist.“
Solch eine klare Kommunikation ist auch in Unternehmen essenziell, wie Studien zeigen: Bis zu 70 % der Motivation im Team stehen und fallen mit einer erfolgreichen Teamführung.
Phase 2: „Storming“ – sich miteinander auseinandersetzen
In der zweiten Phase testen Teammitglieder Grenzen, wobei fast immer Konflikte entstehen. Wer diese Konflikte gut managt, schafft Vertrauen, Sicherheit und Resilienz. L&D sollte daher ein gutes Konfliktmanagement und psychologische Sicherheit im Team aktiv fördern.
Phase 3: „Norming“ – sich einigen
In der dritten Phase findet das Team gemeinsame Regeln und Prozesse. Die Rollen sind klar und positive Beziehungen entstehen. Die Zusammenarbeit wird besser, das Vertrauen wächst und die Leistung steigt.
Phase 3: „Performing“ – top performen
Ab sofort spielt das Team in der Top-Liga. Es hat eine solide Vertrauensbasis geschaffen und arbeitet selbstständig zusammen. Die Teamkultur ist mindestens so stabil wie die Performance. Diese Entwicklung gilt es nun zu festigen, zum Beispiel durch das Fördern von Innovation, Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit.
Phase 4: „Adjourning“ – gemeinsam zum fulminanten Abschluss
Am Ende des Projekts blickt das Team auf die gemeinsame Zeit zurück und feiert seine Erfolge. Das stärkt den Teamzusammenhalt zu stärken und schafft eine gute Basis für eine positive Weiterentwicklung des Teams.
H2: Die 3 Führungspersönlichkeiten im Team
Neben gezielter Förderung, einer starken Führung und verlässlicher Unterstützung braucht es laut Peter Bosz in jedem Team – sowohl auf dem Fußballfeld als auch abseits davon – drei Führungspersönlichkeiten:
- einen sozialen Konnektor,
- einen Kapitän auf dem Spielfeld und
- einen Stimmungsmacher – oder „Spaßkapitän“, wie Peter Bosz ihn nennt.
Umgelegt auf hybride Teams im Unternehmensalltag, bedeutet das:
- Der soziale Konnektor sorgt für ein gutes Miteinander,
- der Kapitän kümmert sich darum, dass bei der Arbeit etwas weitergeht, und
- der Stimmungsmacher motiviert andere zu Höchstleistungen.
Aufgabe des Teamleads ist es, diese drei Persönlichkeiten im Team zu finden und zu fördern, damit sich am Ende alle geschätzt, unterstützt und eingebunden fühlen.
Psychologische Sicherheit als Basis für erfolgreiche Teams
Die Harvard-Professorin Amy Edmondson fand heraus, dass Teams, in denen die psychologische Sicherheit besonders hoch ist, mehr Fehler melden – nicht, weil sie mehr machen, sondern weil sie ehrlicher sind und aus ihren Fehlern lernen möchten.
Wenn du die psychologische Sicherheit im Team aktiv verbessern möchtest, setzt du am besten auf:
- Klare Erwartungen: Definiere gemeinsame Werte, Aufgaben und Prozesse.
- Offene Kommunikation: Gib ehrliches, konstruktives Feedback und führe schwierige Gespräche.
- Aktive Weiterentwicklung: Unterstütze die persönliche Entwicklung der Menschen und fördere ihre Risikobereitschaft.
- Effektives Konfliktmanagement: Sprich Unstimmigkeiten an, bevor sie sich negativ auf die Teamkultur auswirken.
- Gemeinsame Rituale: Feiere kleine und große Erfolge im Team, um den Zusammenhalt zu stärken.
- Integrität im Alltag: Gehe mit gutem Beispiel voran, halte dich an Abmachungen und handle transparent.
Auch Cheftrainer Peter Bosz setzt auf Rituale und fördert eine Fehlerkultur für mehr psychologische Sicherheit in seiner Mannschaft:
„Ich fordere meine Spieler heraus, damit sie Fehler machen. Wenn ich merke, dass sie Angst haben, Fehler zu machen, werde ich wütend. Im Fußball musst du mutig sein. Du darfst keine Angst davor haben, den Ball zu verlieren. Wir alle machen Fehler – ich auch, jeden Tag. Wichtig ist, dass du daraus lernst und nicht immer wieder denselben Fehler machst.“
In erfolgreichen Teams gehören Fehler also dazu. Sie werden weniger als Probleme und mehr als Chancen verstanden. Beim PSV Eindhoven werden Fehler zum Beispiel nach jedem Spiel in großer Runde offen angesprochen und ausgewertet. Genauso sollte es im Unternehmen auch laufen.
Denn so kann eine Teamkultur entstehen, die nicht nur die Resilienz, sondern auch die mentale Gesundheit, die Motivation und die Performance langfristig fördert.
Die vier häufigsten Fehler beim Teambuilding – und wie du sie vermeidest
Beim Aufbau erfolgreicher Teams begegnen dir zahlreiche Stolpersteine. Zu den vier häufigsten zählen:
- Die Kommunikation in Remote-Teams
Die Herausforderung: Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in virtuellen Teams ist eine effiziente Kommunikation, die trotz örtlicher Distanz Nähe schafft. Denn laut Studien fühlen sich nur 28 % der Remote-Mitarbeitenden mit dem Unternehmen wirklich verbunden.
Die Lösung: Einige dich in deinem Team auf klare Prozesse und plane regelmäßige Meetings ein. Über Tools wie Microsoft Teams könnt ihr Informationen jederzeit teilen, ohne andere zu stressen.
- Unklare Strukturen und mangelnde Führung
Wenn Konflikte ungeklärt bleiben, Rollen nicht klar verteilt werden und die psychologische Sicherheit fehlt, sinkt die Teamleistung.
Ein Beispiel dafür ist Ajax Amsterdam. Die Mannschaft litt in der Saison 2023/24 unter unklaren Strukturen und mangelnder Führung. Das wirkte sich negativ auf die Performance der Mannschaft aus und führte zu einer historischen Niederlage gegen den PSV Eindhoven.
Die Lösung: Lege die Verantwortungen von Anfang an klar fest und nimm dir Zeit für Teambuilding-Aktivitäten. Mit einer offenen Kommunikation und einem hohen Maß an Entscheidungsfreiheit stärkst du den Zusammenhalt im Team.
- Burnout und Überforderung
Die Herausforderung: Wer seinen Job als stressig empfindet, fühlt sich schneller erschöpft und ausgelaugt. Infolge sinken die Motivation und das Engagement.
Laut McKinsey haben 25 % der Arbeitnehmenden weltweit Burnout-Symptome. Zahlen wie diese machen das Krankheitsbild zu einem ernstzunehmenden Risiko für Unternehmen.
Die Lösung: Integriere Resilienz-Übungen in den Alltag und mach mehr kleine, statt weniger große Pausen. Gezielte Trainings für mehr Resilienz im Unternehmen, flexible Arbeitszeiten und Mental-Health-Days können helfen, damit jeder und jede mit der eigenen Energie bestmöglich haushalten kann.
- Zu wenig Vertrauen und psychologische Sicherheit
Teams ohne Vertrauensbasis performen schlechter. Laut Googles „Project Aristotle“ ist psychologische Sicherheit der wichtigste Faktor für mehr Teameffizienz – wichtiger als die individuellen Talente.
Denn Teammitglieder, die sich sicher fühlen, sagen eher ihre Meinung, teilen ihre Ideen und fordern andere hinaus. Das stärkt den Zusammenhalt und das Vertrauen im Team und steigert die gemeinsame Performance.
Peter Bosz erzählt von seinen Erfahrungen:
„Für mich als Cheftrainer ist Ehrlichkeit das Wichtigste – gut ist gut, schlecht ist schlecht. Ich sage meinen Spielern immer direkt, wie sie gespielt haben. Denn klares, ehrliches Feedback baut Vertrauen auf und macht das Team gemeinsam besser.“
Die Lösung: Führe dein Team auf Augenhöhe und gib konstruktives, ehrliches Feedback. Feiere Meilensteine und Erfolge, schaffe Raum für offene Gespräche und trefft Entscheidungen gemeinsam. Das stärkt das Vertrauen im Team und verbessert die Zusammenarbeit, selbst unter Druck.
Checkliste: Dein Weg zum erfolgreichen Team
Mit der folgenden Checkliste kannst du die erwähnten Prinzipien und Methoden Schritt für Schritt in die Praxis umsetzen, um die Weichen in deinem Team auf Erfolg zu stellen.
1. Schaffe eine klare Basis
- Ziele und Rollen festlegen
- Erwartungen klar kommunizieren
- Gemeinsame Regeln und Rituale einführen
- Offene Diskussionen erlauben
2. Kläre eventuelle Konflikte
- Konflikte als normal annehmen
- Strategien für Konfliktlösung anwenden
- Psychologische Sicherheit fördern
- Motivation und Belastung im Auge behalten
3. Fördere die Zusammenarbeit
- Entscheidungen gemeinsam treffen
- Verantwortungen klar verteilen
- Kleine Erfolge feiern
- Feedback sichern
4. Ermögliche Top-Performance
- Eigenständiges Arbeiten fördern
- Innovation und Flexibilität unterstützen
- Schlüsselpersonen identifizieren
- Fort- und Weiterbildung anbieten
5. Analysiere und optimiere die Teamprozesse
- Nach jedem Projekt gemeinsam reflektieren
- Erfolge und Erkenntnisse festhalten
- Anerkennung verteilen
- Prozesse und Kultur verbessern
6. Vertrauen und psychologische Sicherheit aufrechterhalten
- Mit Offenheit, Transparenz und Integrität führen
- Fehler als Chance sehen
- Konflikte fair klären
- Weiterentwicklung und Resilienz fördern
7. Festige die Teamkultur und die Resilienz
- Gemeinsame Werte definieren und leben
- Gemeinsame Rituale pflegen
- Stressmanagement und Anpassungsfähigkeit fördern
- Erfolge feiern und aus Rückschlägen lernen
Fazit: Erfolgreiche Teams entstehen nicht über Nacht
Für starke Teams braucht es mehr als nur Talent. Es braucht Vertrauen, Resilienz, klare Rollen und eine nachhaltige Teamkultur. Wie im Fußball gilt auch im Unternehmen: Erfolgreiche Teams entstehen Schritt für Schritt. Mit wertschätzendem Miteinander, effektivem Konfliktmanagement, effizienter Zusammenarbeit, konstruktivem Feedback und psychologischer Sicherheit ist dein Team bereit für jede Herausforderung.