In 5 Schritten zum erfolgreichen Lernökosystem

Amelie Hares
Share
Illustration von vier Personen, die um ein kreisförmiges Lernökosystem stehen, mit Symbolen für Ideen, Werkzeuge, Programmierung und Kommunikation auf den einzelnen Segmenten.
Table of contents
Table of contents
Share

In den vergangenen Jahren hat das Lernökosystem zahlreiche traditionelle L&D-Ansätze abgelöst. Als ganzheitliches Modell ermöglicht solch ein Learning Ecosystem Unternehmen und ihren Mitarbeitenden, sich flexibel weiterzuentwickeln, um auf die immer neuen Herausforderungen am Markt rasch reagieren zu können.

Aber wie genau sieht ein Lernökosystem in der Praxis aus? Genau das erfährst du in diesem Artikel. Finde heraus:

  • Was ein Lernökosystem ist
  • Wie Siemens mit seinem Lernökosystem  den Wissensaustausch fördert
  • Wie du in deinem Unternehmen ein erfolgreiches Lernökosystem gestalten kannst

Was ist ein Lernökosystem?

Ein Lernökosystem geht weit über traditionelle L&D-Einzelsysteme hinaus. Es beschreibt ein Umfeld, in dem Lerninhalte nicht nur aus einer Abteilung, sondern von allen Beteiligten kommen können. In einem erfolgreichen Lernökosystem wird Wissen also über Team- und Abteilungsgrenzen hinweg geteilt.

Dreh- und Angelpunkt ist meist eine zentrale Lernplattform, die die Basis für das digitale Lernökosystem bildet. Auf dieser Plattform kommen Technologie, Content und Menschen zusammen, um einen laufenden Wissensaustausch im Unternehmen zu ermöglichen.

Die Vorteile eines Lernökosystems

Flexible Lernprozesse wie diese helfen jedem und jeder Einzelnen dabei, die eigenen Kompetenzen zu erweitern, und ermöglichen einen regelmäßigen Austausch mit Mitarbeitenden aus anderen Teams und Abteilungen. Und genau dieser Austausch stärkt am Ende den Zusammenhalt und die Mitarbeiterbindung.

Laut McKinsey ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende fünf Jahre oder länger bei ihren Arbeitgebenden bleiben, in Unternehmen mit einer starken Lernkultur um 25 % höher. Solche Ergebnisse gewinnen in Zeiten des Fachkräftemangels in Europa noch mehr an Bedeutung.

4 Faktoren für ein erfolgreiches Lernökosystem

Ein erfolgreiches Lernökosystem basiert auf vier Säulen:

  1. Technologie: Die Lernplattform, die zum Einsatz kommt, muss benutzerfreundlich und intuitiv sein.  
„Niemand sollte mehr als zwei Klicks brauchen, um relevante Informationen zu finden.“ – Bas Puts, Global Head of Learning and Skill Architecture bei Siemens
  1. Content: Ein guter Mix aus nutzergenerierten und professionell erstellten Inhalten ist auf einer Lernplattform besonders wichtig. Achte darauf, dass die Lerninhalte inspirieren, motivieren und die Mitarbeitenden dazu anregen, sich tiefer mit einem Thema auseinanderzusetzen.
  1. Zusammenarbeit: Community ist das A und O. In einem Lernökosystem sind L&D-Inhalte nur ein Teil des Ganzen. Co-Creation lautet das Zauberwort.
  1. Erfolgsmessung: KPIs und Statistiken zeigen, ob ein System funktioniert oder nicht, und ermöglichen dir eine laufende Pflege und Weiterentwicklung.

So sieht das Lernökosystem von Siemens aus

Das internationale Technologieunternehmen Siemens hat erkannt, dass sich die Rolle von L&D in den vergangenen zehn Jahren grundlegend verändert hat.

„Früher haben wir L&D immer mit Fußball verglichen und gesagt, dass wir in der Champions League spielen. Wir wussten genau, wie Erfolg aussieht. Heute spielen wir aber keinen Fußball mehr, sondern sind zum Basketball gewechselt. Und dort sind die Anforderungen und Faktoren für Erfolg vollkommen andere.“

Daher kümmert sich das L&D-Team von Siemens heute primär um die langfristige Kampagnenplanung. Anstatt kurzfristig Lerninhalte zu produzieren, liegt der Fokus auf der Entwicklung einer nachhaltigen L&D-Strategie.  

Zu den ersten strategischen Veränderungen zählte es, die Mitarbeitenden zu ermutigen, neue Interessen zu erkunden. Befragungen hatten nämlich gezeigt: Viele wissen gar nicht, dass sie sich Zeit zum Lernen nehmen dürfen.

Im nächsten Schritt verlagerte Siemens das Erstellen von Lerninhalten aus dem L&D-Team ins gesamte Unternehmen und orientierte sich dabei an Social-Media-Prinzipien:  

„Lernökosysteme funktionieren ähnlich wie TikTok: Menschen folgen Menschen! Daher dürfen bei Siemens alle Mitarbeitenden Lerninhalte produzieren und mehr als 1.700 tun das mittlerweile auch.“

Sobald die Basis für das Lernökosystem bei Siemens geschaffen war, setzte sich das Team konkrete Ziele und integrierte diese in den Geschäftsalltag.

„Lernstunden (Learning Hours) sind bei Siemens zu einer firmenweiten Kennzahl geworden. Sie kommt vor allem in Mitarbeitergesprächen zum Einsatz, fördert die Karriereentwicklung und macht das Lernen messbarer.“

In 5 Schritten zum eigenen Lernökosystem

Wenn du dir an Siemens ein Beispiel nehmen und auch in deinem Unternehmen ein erfolgreiches Lernökosystem schaffen möchtest, solltest du das Thema strategisch angehen. Die folgenden fünf Schritte können dir dabei helfen:

Schritt 1: Ermittle euren Bedarf und identifiziere die Stakeholder

Welche Ziele verfolgt dein Unternehmen im Bereich Corporate Learning und darüber hinaus? Welche Kompetenzen fehlen? Wie zufrieden und motiviert sind bestehende Mitarbeitende, vor allem die, die schon länger dabei sind? Aus den Antworten auf diese Fragen ergibt sich der individuelle Bedarf deines Unternehmens.

Ebenso wichtig wie der tatsächliche Bedarf sind die Stakeholder, die eine zentrale Rolle in der erfolgreichen Umsetzung eines Lernökosystems spielen. Dazu gehören nicht nur die Führungskräfte, sondern auch die kulturellen Multiplikator*innen, also Menschen, die durch ihre Haltung, ihr Verhalten und ihre Kommunikation die Unternehmenskultur besonders stark prägen und weitertragen.  

Schritt 2: Fördere die Co-Creation von Lerninhalten

Genau diese Unternehmenskultur gilt es nämlich so zu verändern, dass sich am Ende möglichst viele am Lernökosystem beteiligen wollen und können. Feiere daher jeden noch so kleinen Beitrag aus den Reihen der Mitarbeitenden und ermutige die Teams immer wieder dazu, ihr Wissen zu teilen.  

„Das Ziel: Weniger ‚Ego‘, mehr ‚Eco‘.“

Schritt 3: Finde die passende Technologie

Halte Ausschau nach einem Lernmanagementsystem (LMS), das eine umfassende Zusammenarbeit und Co-Creation ermöglicht und so intuitiv gestaltet ist, dass alle Mitarbeitenden relevante Inhalte schnell und einfach finden, erstellen und teilen können.

Schritt 4: Baue eine Lern-Community auf

Auf lange Sicht ist eine gute Lern-Community der Treibstoff, der ein erfolgreiches Lernökosystem am Laufen hält. Fördere daher eine offene Kommunikation im Unternehmen, um zu erfahren, was gut läuft und was nicht. Und versichere Mitarbeitenden immer wieder, dass Lernen bei der Arbeit nicht nur okay, sondern explizit gewünscht ist.  

Schritt 5: Miss deine Erfolge und optimiere dein Ökosystem

Die laufende Erfolgsmessung ist essenziell für die Optimierung deines Lernökosystems.  Nur so kannst du sicher gehen, dass die Mitarbeitenden motiviert und deine Initiativen am Puls der Zeit bleiben.

Typische Hürden im Lernökosystem und wie du sie überwindest

Ein erfolgreiches Lernökosystem braucht Zeit und Geduld – und eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen. Wer etwas im Unternehmen verändern möchte, stößt in den meisten Fällen auf kurz oder lang auf Hindernisse. Beim Gestalten eines Lernökosystems kommt es zum Beispiel besonders häufig zu:

  • Mangelnde Teilnahme der Mitarbeitenden:

Ein erfolgreiches Lernökosystem funktioniert nur, wenn möglichst viele mitmachen. Sollte das Engagement in deinem Unternehmen zu wünschen übriglassen, stelle sicher, dass dein Lernökosystem Teil eurer Gesamtstrategie ist.

„Den meisten Unternehmen ist klar, dass Upskilling und Reskilling heute schneller gehen müssen als je zuvor.“
  • Informationsüberflutung:

Laut BBC verarbeiten wir heute täglich mehr Informationen als ein Mensch im 15. Jahrhundert in seinem gesamten Leben. Da wundert es nicht, dass wir im Alltag meist nur wenige Schritte von der Informationsüberflutung entfernt sind. Umso wichtiger ist es, dass eine Lernplattform intuitiv ist und Inhalte leicht zugänglich macht. Das Lernen selbst sollte kurzweilig sein und Spaß machen.

  • Kanalüberflutung:

Slack, E-Mail, Intranet, Apps – die Kommunikationskanäle in Unternehmen werden immer vielfältiger. Dazu kommen viele weitere Kanäle im privaten Umfeld. Damit uns diese Vielfalt nicht überrollt, darf dein Lernökosystem kein weiterer Kanal sein. Achte stattdessen auf eine nahtlose Integration, und zwar nicht nur in eure technische Systemlandschaft, sondern auch in eure Unternehmenskultur.

Fazit: Das Lernökosystem als moderner Wachstumstreiber

In einem Lernökosystem nutzt du das volle kreative Potenzial deines Unternehmens, um Lerninhalte zu schaffen, die begeistern, und stellst diese auf einer intuitiven Lernplattform zur Verfügung, die Wissen und Unterhaltung bietet.

So ermöglichst du nicht nur eine flexible digitale Kompetenzentwicklung im Unternehmen, sondern stärkst auch den Zusammenhalt in deinen Teams.

Mehr über das erfolgreiche Learning Ecosystem bei Siemens und weitere Lernökosystem-Tipps verrät dir Bas Puts in unserer Podcast-Folge.

Amelie Hares

Als Content & Communications Managerin gibt Amelie GoodHabitz im DACH-Raum eine Stimme. Ihre Mission: HR-Verantwortliche mit relevanten Inhalten zu unterstützen und zu inspirieren. Abseits des Schreibtischs findet sie beim Pole Fitness einen sportlichen Ausgleich oder experimentiert mit neuen Sauerteig-Rezepten. Am besten entspannt sie bei einer guten Tasse Kaffee und einem ihrer Lieblings-Podcasts.